Armee der Mikro-Bestien by Hubert Haensel

Armee der Mikro-Bestien by Hubert Haensel

Autor:Hubert Haensel [Haensel, Hubert ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Negasphäre, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2007-11-30T01:00:00+00:00


5.

Zwischen deformierten Konsolenteilen bauten sich Hologramme auf. Diese Galerie, wenngleich merklich lückenhaft, gab einen guten Überblick über das Genetische Magazin.

Ohne bewusst darüber nachzudenken, hantierte ich an den Schaltungen der kleinen Zentrale. Ich beherrschte Dinge, die mir eigentlich fremd sein sollten. Im Grunde genommen war das nicht anders, als wenn mir nach der Einnahme einer Kurzzeit-Memo-Kapsel vorübergehend fachspezifisches Wissen zur Verfügung stand. Oder als hätte ich eine Hypnoschulung erhalten.

Mit einem Unterschied: Sobald ich versuchte, mich bewusst auf mein Tun zu konzentrieren, geriet ich ins Stocken.

Dann gab es keinen rein mechanischen Ablauf mehr, ich schwitzte, meine Gedanken verwirrten sich und wirbelten durcheinander ...

Die beiden Mikro-Bestien schienen zufrieden zu sein mit dem, was sie sahen.

Nischen und Korridore des Genetischen Magazins füllten sich mit vielfältigem, oft missgestaltetem Leben, und immer noch krochen seltsame Geschöpfe aus den Überresten der Konservierungstanks.

Mein spontaner Versuch, alle diese Wesen anzusprechen und über das Geschehene zu informieren, scheiterte. Über die holografische Beobachtung bot sich mir keine Möglichkeit der direkten Kommunikation, anders, als dies zuvor der Fall gewesen war, als ich mich direkt an Ort und Stelle versetzt gefühlt hatte.

Wie eine Arche Noah mutete das Magazin an. Ich sah die unterschiedlichsten insektoiden Wesen ebenso wie Echsenabkömmlinge aller Couleur, Ornithoiden und Geschöpfe, die absolut nicht zuordenbar erschienen. Die Vorstellung, es mit eigenständigen Züchtungen der Anatomen zu tun zu haben, erschreckte mich.

Die meisten reagierten verwirrt. Einige schleppten sich apathisch dahin, andere suchten geradezu die Begegnung, um wie wilde Tiere übereinander herzufallen. Vielleicht waren es tatsächlich Raubtiere. Ich hatte keine Möglichkeit, das zu erkennen.

Das hatte ich jedenfalls nicht gewollt.

Ich war sogar froh, überall Mikro-Bestien auftauchen zu sehen. Obwohl sie nicht eben rücksichtsvoll vorgingen, trennten sie die Streitenden und trieben sie auseinander – und wer sich wehrte, wurde getötet. So einfach war die Welt dieser kleinen Geschöpfe.

Ich hatte die Mikro-Bestien aus ihren Tanks befreit, um selbst die Freiheit zu erlangen. Doch wenn das der Preis dafür sein sollte, wusste ich nicht, ob ich ihn wirklich noch zahlen wollte.

Wen interessierte es, ob ich mir später noch selbst in die Augen würde schauen können? Ob ich mich verantwortlich fühlte für den Tod ungezählter Intelligenzen? Ich durfte mir nicht einreden, dass sie ohnehin über kurz oder lang gestorben wären, sozusagen als Entschuldigung. Das war die Mentalität, mit der man holografische Spielfiguren entstehen ließ und sie ebenso schnell wieder löschte. Aber denkende und fühlende Wesen waren für mich immer noch weit mehr als Hologramme, völlig unerheblich, auf welcher Seite sie standen.

Warum kämpfte ich dann um meine Freiheit? Weil ich mein eigenes Leben schützen musste ... Ich hatte mich verrannt, das registrierte ich überdeutlich.

Ich hatte auf die Mikro-Bestien gehofft und darauf, mich ihrer Krampfkraft bedienen zu können, doch zugleich verurteilte ich ihr Vorgehen als unmenschlich.

Die Hologramme lenkten mich ab.

Da war Ganymed, umringt von einer Horde Mikro-Bestien, die versucht hatten, ihn ebenfalls vor sich herzutreiben.

Ganymed stand auf seine Laufarme gestützt und hielt mit den Händen der Handlungsarme jeweils einen der Kleinen umklammert. Unschwer zu erkennen, dass er auf die restliche Meute einredete. Die Mikros wichen tatsächlich vor ihm zurück, öffneten eine Gasse und ließen ihn passieren.



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